Seit 2020 befindet sich in der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule eine Ausstellung mit dem Titel „Naturparkschätze“. Die Ausstellung geht hervor aus der Kooperation unserer Schule mit dem Naturpark Sauerland-Rothaargebirge. Als Naturparkschule setzt die Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule thematische Schwerpunkte im Bereich der regionalen Geschichte und Umweltbildung. Ziel ist, die SchülerInnen für regionale Besonderheiten in Kultur und Natur zu sensibilisieren.
Mit der Ausstellung Naturparkschätze sollen in erster Linie wichtige regionale Exponate, die Zeugnis von der Erdgeschichte ablegen, gesichert und einem breiten Publikum präsentiert werden. Dabei sollen nicht nur Schülerinnen und Schüler für die Vergangenheit und Besonderheiten unserer Region begeistert werden, sondern auch Interessierte aus der Region und überregional.
Schwerpunkte der Ausstellung: Zeugen aus 400 Mio. Jahren Erdgeschichte
Schwerpunkt der Ausstellung bilden geologische und mineralogische Ausstellungsstücke, die aus einer Welt vor 400 Mio Jahren stammen. In dieser Zeit des Devon war unsere Region noch von einem küstennahen Flachmeer bedeckt. Dieses Meer wird als Rheischer Ozean (Rhenoherzynisches Becken) bezeichnet und befand sich zwischen den Kontinenten Laurussia und Gondwana. In diesem Meer lebten zur Devonzeit zahlreiche Lebewesen, wie Tintenfische, Dreilapperkrebse, Korallen oder Seelilien. Nach ihrem Tod sanken sie auf den Meeresboden und wurden von Schlamm und Sedimenten eingebettet. Etwa zeitgleich brachen vor 388 Mio. Jahren gewaltige Vulkane bei Wingeshausen und Kirchhundem als Folge eines ausgedehnten Vulkanismus aus. Der Rheische Ozean wurde im Unterdevon durch die Kollision der Kontinente Gondwana mit Laurussia geschlossen. (Subduktion des Rheischen Ozeans unter das Hun-Superterran)
Während der Gebirgsbildung (Variszische Gebirgsbildung) wurde unsere Region angehoben und langsam zum Festland. Der Hochgebirgscharakter wurde durch zunehmende Abtragung (Erosion) so gering, dass ein Mittelgebirge entstand, wie wir es kennen.
Heute besteht der Untergrund unserer Region vorwiegend aus Schiefer, dem ehemaligen feinschlammigen Meeresboden des Rheischen Ozeans und den vulkanischen Gesteinen (Quarzkeratophyren) von ehemaligen Laven, die sich am Meeresboden ausbreiteten.
Während der Zeit des westfälischen Schieferbergbaus wurden in großen Bergwerken Schiefer aufgrund ihrer hervorragenden Spalteigenschaften abgebaut und zu Dach- und Plattenschiefern verarbeitet. Durch die Spaltarbeiten wurden immer wieder die fossilen Reste jener Tiere entdeckt, die ehemals im Rheischen Ozean lebten. Durch interessierte Arbeiter wurden die ersten Fossilien ab Anfang des 20. Jh. gesichert, haben sich teilweise bis in die heutige Zeit erhalten und können in der Ausstellung bewundert werden.
SchülerInnen auf Entdeckungstour
Auch die vulkanischen Gesteine weisen Besonderheiten auf. Aus der Kirchhundemer und Wingeshauser Region sind kugelförmige Gebilde bekannt, die Achate und Chalzedone (veralt. Halbedelsteine) enthalten. Sie findet sich in lokal teilweise großen Anhäufungen in den ausgedehnten Waldgebieten. Sie offenbaren allerdings erst durch eine weitere Verarbeitung ihre Geheimnisse. Sie müssen zunächst aufgeschnitten und bei entsprechender Qualität geschliffen und poliert werden. Das Öffnen der Kugeln ist ebenfalls in der Schule möglich. An den Ausstellungsraum ist ein Sägeraum mit Edelsteinsäge angeschlossen. Dadurch lernen die SchülerInnen sämtliche Arbeitsschritte vom Auffinden der Kugeln in der Nähe der Schule (mit Genehmigung der Rentkammer), das Aufschneiden, die Weiterverarbeitung mittels Schleifpulver und die Ausstellung der Exponate in der schuleigenen Ausstellung kennen. Bei allen Exponaten handelt es sich um Unikate, die Sammlung ist in dieser Zusammensetzung einmalig in der Region.
Alte Steinbrüche werden für SchülerInnen ebenfalls zu einem spannenden außerschulischen Lernort. Mit Hammer und Meißel lassen sich mit etwas Glück Lebewesen finden, die heute fremdartig anmuten. So erfahren die Kinder, dass Schiefer ehemaliger Meeresboden und das Leben ein Teil des jahrmillionen alten Prozesses vom Werden und Vergehen ist.
Text und Fotos:RA